Akademisches Integrationsrpojekt

Kurzbeschreibung

Das „Akademische Integrationsprojekt der Universität Rostock“ dient der intensiven akademischen Förderung einer Gruppe junger Syrer/innen. Während es sich in den ersten drei Jahren ausschließlich um Flüchtlinge handelte, wurden in der Folgezeit vereinzelt auch Personen mit anderem Status betreut, meist junge Leute, die im Zuge der Familienzusammenführung nach Deutschland gekommen waren. Ziel des Projektes ist es, den Teilnehmern/innen entsprechend ihrer Vorbildung innerhalb eines möglichst kurzen Zeitraums die Aufnahme eines Studiums zu ermöglichen. Für die Zielerreichung war zunächst ein Jahr angesetzt, das erwies sich schon aus organisatorischen Gründen als zu kurz, so dass auf zwei Jahre erhöht wurde. Die Teilnehmer/innen blieben auch darüber hinaus in das Projekt eingebunden, zu den allermeisten ist der Kontakt bis heute ungebrochen.

Die jungen Leute werden akademisch umfassend betreut. Das reicht von der Beratung bei der Wahl der Studienrichtung und ggf. des Studienortes über die konkrete Unterstützung bei der Bewerbung um einen Studienplatz und ein Stipendium bis hin zur finanziellen Hilfestellung bei dem Übergang in das Studium. Ein Kernelement der Unterstützung war in den ersten drei Jahren die Teilnahme an akademischen Deutsch-Intensivkursen, die zum Bestehen von Deutsch-Zertifikatsprüfungen auf dem Niveau C1, DSH 2 oder TestDaF 4x4 führen. Der Verein study-in-germany e.V. organisierte bereits 2015 einen ersten Kurs ausschließlich für die Projektgruppe. Später belegten die Projektteilnehmer auch Kurse des Vereins, in denen sie auf andere Sprachschüler trafen oder Kurse anderer Einrichtungen. Eine Erfolgsgeschichte wurde ab 2017 der für sie kostenlose Deutsch-Intensivkurs am Sprachenzentrum der Uni Rostock.

 

Laufzeit und Teilnehmer

Das Projekt läuft unter der Leitung von Professor Thusnelda Tivig seit September 2015, es wird 2021 geschlossen, sobald eine Abschlussfeier stattfinden kann.

In der ersten Runde wurden nach entsprechendem Aushang in einer Rostocker Erstunterkunft und mehreren Treffen in der Fakultät 20 Teilnehmer ausgewählt, darunter eine Frau. Später wurden aus einer Vielzahl von Initiativbewerbungen weitere Teilnehmer aufgenommen und die Zahl der Frauen erhöht sich auf 14. Bis März 2021 waren rund 65 Personen in der Betreuung, einige nur kurz, andere bis heute. Die jungen Leute waren bei Aufnahme in die Gruppe 17 bis 29 Jahre alt, sie kommen aus allen Gegenden Syriens; etwa die Hälfte von ihnen hat eine medizinisch-pharmazeutische Orientierung, der Rest verteilt sich auf andere Fachrichtungen, vor allem Ingenieurwissenschaften.

Errungenschaften

Bis zum Wintersemester 2020/2021 hatten 53 der 65 jungen Männer und Frauen aus der Projektgruppe ein Studium aufgenommen, 30 davon in medizinischen Fächern. Einige wenige absolvierten zunächst oder überhaupt lieber eine Ausbildung, andere mussten noch auf die Abendschule oder das Studienkolleg; vier hatten bei Aufnahme in das Projekt ihr Studium der Medizin oder Pharmazie bereits abgeschlossen und strebten die Approbation an. Bis heute haben über 25 ihr Bachelor- oder Masterstudium beendet, ein oder mehrere Staatsexamina in medizinischen Fächern erfolgreich abgelegt oder die Approbation zum Apotheker oder Arzt erlangt. Ein Teilnehmer promoviert nach erfolgreichem Masterstudium in Ingenieurwissenschaften.

Einige Projektteilnehmer erhielten Leistungsstipendien, viele Bafög, einige erkämpften sich ihre finanzielle Existenz durch Nebenjobs, etwa nächtlichen Sitzwachen in Kliniken. Außerordentlich hilfreich war unter diesen Umständen die gleichermaßen finanzielle und moralische Unterstützung durch die ApoBank-Stiftung, die jährlich 3-4 Studierende medizinischer Fächer mit einem Stipendium in Höhe eines Deutschlandstipendiums fördert.

Es gab in der Gruppe bislang vier Hochzeiten, vier Geburten, zwei weitere Kinder sind auf dem Weg. Nur zu wenigen Teilnehmern ist der Kontakt im Laufe der Jahre abgebrochen, mit den meisten ist er erhalten geblieben. Ein jährliches Fest und der für junge Leute übliche Austausch über gängige Medien halten die Gruppe auch jenseits der entstandenen Freundschaften zusammen.

Förderer und Partner

Das Akademische Integrationsprojekt hätte sich ohne die Unterstützung von Förderern und Partnern nicht entwickeln können.

Spenden kamen zunächst (2016) von drei Banken: der Ärzte- und Apothekerbank, der Ostseesparkasse und der Volks- und Raiffeisenbank (in der Reihenfolge der Spendenhöhe); zusätzlich unterstützten das Prorektorat für Auslandsangelegenheiten und auch das Rostock International House das Projekt finanziell. Im September 2016 und im Sommer 2017 erhielt das Projekt zudem Zuwendungen von der Wissenschaftsstiftung MV gGmbH. Ab 2017 und bis 2021 unterstützte von den Banken nur noch die apoBank Stiftung das Projekt; zu ihrer finanziellen gesellte sich im Laufe der Jahre zunehmend auch eine ideelle Unterstützung, deren Rolle nicht zu unterschätzen ist.

Im Schnitt wurden, summiert über die fünf Jahre, nur tausend Euro pro Kopf ausgegeben. Das Projekt zeigt, wie bei geeigneter Unterstützung mit minimalen Mitteln maximale Ergebnisse erzielt werden können, wenn die Mittel nicht in den Aufbau kostspieliger Strukturen investiert werden (müssen).

Das Projekt ist in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WSF) der Universität Rostock angesiedelt. Es wurde von Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Hilfskräften, Sekretärinnen sowie von Mitarbeitern in der Universitätsverwaltung tatkräftig unterstützt. Ganz besonders hervorzuheben ist das unermüdliche fachliche und menschliche Engagement von Frau Silke Siebert, Sekretärin am Lehrstuhl der Projektleiterin. Willkommene Hilfe kam später auch vom Sekretariat des Dekanats der WSF sowie zuletzt von Frau Marion Hesse, Sekretärin am Lehrstuhl Prof. Doris Neuberger. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Volkswirtschaftlichen Instituts Alexander Just, Stefan Stahl und der tragisch früh verstorbene Mitarbeiter Maximilian Meinicke sollen hier stellvertretend für alle wissenschaftlichen Mitarbeiter und Hilfskräfte genannt werden, die sich im Verlauf der Zeit helfend einbrachten. In 2017 profitierte das Projekt zudem von der Unterstützung durch Dr. Steffen Ther, Facharzt aus Rostock, der mit den medizinisch orientierten Projektteilnehmern Bewerbungen vornahm.

Dem Verein study-in-germany und seinem außerordentlich engagierten (ehrenamtlichen) Geschäftsführer Adnan Harb gebührt unendlicher Dank. Ohne den zu Beginn eigens eingerichteten Deutsch-Intensivkurs für die Projektteilnehmer sowie die wiederholte Unterstützung der Sprachausbildung in den folgenden Jahren, wäre das Projekt in dieser Form nicht möglich gewesen. Herr Harb, der selbst als syrischer Student nach Rostock kam, betätigte sich zudem mit nie nachlassender Aufmerksamkeit und Sympathie für das Projekt als Vermittler zwischen den Kulturen. Frau Dr. Amling, Leiterin des Sprachenzentrums, und ihren engagierten Mitarbeiterinnen sowie der talentierten Frau Ines Patzig verdankt das Projekt die Ermöglichung auch unkonventioneller Lösungen für diejenigen, denen es aufgrund von Begabung und Motivation nicht schnell genug gehen konnte.

Ein starker Partner des Projektes war die Otto-Benecke-Stiftung e.V.; sie unterstützte über den Garantiefonds eine Reihe von Teilnehmern auf vielfältige Weise. Frau Viviane Lagodzki, Vertreterin für MV, leistete wertvolle Hilfe für die Gruppe, indem sie ihr Wissen und ihren reichen Erfahrungsschatz mit uns teilte. Darüber hinaus erfreute sich das Projekt gelegentlich kleinerer Spenden, wie zum Beispiel aus dem Hilfsfonds der Lionsfreunde Rostock e.V. Damit deckten wir Bewerbungskosten, die aus allen anderen Finanzierungsrastern herausfielen.

Die Teilnehmer des Projektes waren insbesondere in den ersten Monaten in ein dichtes Netz ehrenamtlicher Aktivitäten eingebunden, deren Bedeutung nicht hoch genug geschätzt werden kann. Mindestens zehn Personen aus Rostock engagierten sich intensiv für die Gruppe, rund zehn weitere für einzelne Teilnehmer oder sporadisch: sie gestalteten die Freizeit mit, begleiteten die Flüchtlinge zu Ämtern, organisierten Arztbesuche, luden zu Exkursionen ein oder banden die Projektteilnehmer in öffentliche Diskussionen ein. Stellvertretend für die Helfer in allen Lebenslagen sei hier Frau Jana Hoffmann genannt, Sozialarbeiterin der Caritas. Einige der Aktivitäten, wie die wöchentlichen Sprachpraxis-Treffen oder die Organisation von Feiern an religiösen Festtagen, fanden über die Jahre hinweg statt; manche Projektteilnehmer fanden unter den Ehrenamtlichen echte Freunde.

 

Und wie geht es weiter?

Das Projekt sollte nach genau fünf Jahren, im September 2020, kurz nach Renteneintritt der Projektleiterin mit einer Feier abgeschlossen werden, doch die Corona Pandemie kam dazwischen. Das Fest wird nachgeholt, sobald die Lage es erlaubt. Aus der Gruppe der Geförderten wurde der Wunsch an Frau Prof. Tivig herangetragen, die Erlebnisse und Erfahrungen der Teilnehmer/innen in einem Erzählband festzuhalten. Dem verschließt sie sich nicht, es gibt also ein Folgeprojekt :-)

Kontakt

Für Anfragen stehen zur Verfügung:

Prof. Dr. Thusnelda Tivig (Projektleitung)  tiviguni-rostockde

Frau Silke Siebert (Sekretariat)  silke.siebertuni-rostockde

Herr Adnan Harb, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Study in Germany e.V. und Flüchtlingsberater der Uni Rostock http://www.study-in-germany-info.de/

Frau Viviane Lagodzki, Vertreterin der Otto-Benecke Stiftung u.a. für Mecklenburg-Vorpommern  viviane.lagodzkicjd-hamburg-eutinde